Das Projekt `breaking Walls`wurde von mir, Gerlinde Becker und Alfons Haussmann 2014 im Atelierhaus in der Margarete-Schütte-Li- hotzkystraße in München realisiert. Es war ein Projekt im Rahmen von `zeitgleich-zeitzeichen`, ein bundesweites Aus- stellungsprojekt des Bundesverbandes Bilden- der Künstlerinnen und Künstler.
Schöne Heile Welt
Der Arbeitstitel “Breaking Walls” entstand mit dem Ziel, Mauern aufzuspüren, sie sichtbar zu machen und aufzubrechen. Während unserer Arbeit wurden die Mauern in uns und um uns herum immer mehr spürbar im Hier und Jetzt. Es hat sich eine Rauminstallation entwickelt, die in ihren Szenen unsere schöne heile Welt zeigt und bloßstellt in der Brüchigkeit ihrer trügerisch harmonischen Idylle. Einengungen, Ausgrenzungen, Zerstörung, auch Wiederaufbau und friedliches Miteinander werden erlebbar.
Alles scheint erreichbar, alles gleichzeitig fragil und angreifbar. Illusionen werden zu Wirklichkeiten – Wirklichkeiten zu Illusionen. Wünsche können gesät und geerntet werden, Samen können unfruchtbar in Erde versinken. Babylonisches Sprachgewirr, persönliche Gedanken beschwören unsere Schöne Heile Welt.
Breaking Walls
Mauern bieten Schutz, bedeuten aber auch Ausgrenzung. Zerstörung von Mauern heisst Verlust von Geborgenheit, Besitz und Leben, Vertreibung und Flucht, kann aber auch Befreiung aus einer begrenzten Welt, Aufbruch und Kontakt zu fremden Kulturen und Lebensarten bedeuten. In diesem Spannungsfeld verstehen wir unsere Inszenierung. Die Installationen sehen wir als Szenenbilder, die auch einzeln präsentiert werden können.
Fata Morgana
Ausstellungseingang ist ein nach zwei Seiten verzweigter Tunnel, ist Galerie mit Ausgängen und Scheinausgängen. In der Enge entsteht Bewegung zum Licht, angezogen durch Installationen eines echten Apfelbaumes mit Früchten und einer Rasenfläche mit lebenden Hühnern. Die erhofften Auswege erweisen sich als Fata Morgana: der Apfelbaum wächst aus einem Meer von Scherben, die Hühnerwelt ist durch Käfighaltung nicht erreichbar. Im Bleiben und Gehen bestimmen Tunnelflüchtige und Bildbetrachter neue Bewegungen. Es werden die beiden Ausgänge zu Eingängen zum Zentralraum – erneut behindert und geführt durch Mauern.
Heile Welt
Sicherheit Geborgenheit Sonnenschein Stille des Waldes Friedliches Miteinander grell bunt heiter ewiges Leben. Kreischen Lärm Sinnenfreude Wunder der Natur Schönheit Glanz und Erfolg Einstürzende Mauern Krieg und Zerstörung wird spürbar sichtbar. Befreiung der Geräusche Alltag Streit Liebe Verschlossenes und Verborgenes Unerhörtes wird hörbar Neubeginn: Heile Welt grell bunt heiter … Videowand mit Klanginstallation, 7m hoch x 2,5m breit, genäht aus Papier und Stoff, aufgehäuftes Alltagsgut, Kind mit Summkreisel.
Niagara
„Donnerndes Wasser“ ein klangvoller Name in der Sprache der Eingeborenen. Geschichten, Gesetze, Rechte und Verbote haben sich zusammengefunden, einzeln, gedacht und entwickelt, als Fluß lange träge, zeigen sich in ihrer ganzen Kraft. 12m x 7m hoch, 240lfm à 50cm breite Pergamentbahnen, handgeschrieben von Chinesen, Arabern, Russen, Japanern …..in ihrer eigenen Sprache und Schrift, vor beleuchteter Glaswand.
Agora
Agora, ist ein begrenzter Raum, der sich allem öffnet, Begegnungsstätte für Streit und Kultur. Eine durch Parkstreifen markierte Fläche, Maß nach Raumangebot. Veranstaltungen werden termingerecht bekannt gegeben.
Samenbank
Ressource verborgener, nicht genutzter Möglichkeiten, Wünsche, Gedanken und Ideen. Der Wunsch gesucht gedacht genährt wird zum Keimen gebracht. Regaleinheit über 7m, präsentiert wie im Supermarkt. Kästen gefüllt mit Erde in unterschiedlichen Formaten: – ohne Motive, zum selber säen – Überraschungskästen mit vorgesäten Motiven – Sichtbare, bereits gewachsene Motive. . In der Entwicklung des world wide web werden Grenzen überschritten, gleichzeitig gibt es weltweit eine Renaissance nationaler Mauern. In `breaking walls` beziehen wir uns nicht nur auf die Beseitigung realer Grenzen, sondern auch auf Abbruch von Mauern um uns herum und in uns.